Ein Klimaschutzkonzept für Niederkassel
Seit März 2021 hat Niederkassel eine Klimaschutzmanagerin. Ihre Aufgabe ist die Erstellung eines Integrierten Klimaschutzkonzepts. Dabei ist die Beteiligung verschiedener Akteure geplant. Neben den fachlich zuständigen Teilen der Verwaltung und der breiten Öffentlichkeit werden auch Fraktionen, Rat, Industrie und Landwirtschaft bei der Entwicklung von Klimaschutz-Zielen und -Maßnahmen beteiligt. Die Bürgerinnen und Bürger von Niederkassel können vom 1.9. bis zum 30.11.2021 ihre Vorschläge für Klimaschutz-Maßnahmen auf dem Stadtgebiet einbringen. Die Stadt nutzt dafür eine interaktive Online-Plattform. In den verschiedenen Workshops mit den Akteuren werden Ziele und Maßnahmen für Niederkassel diskutiert. Eine Orientierung kann dabei – aus unserer Sicht – der Maßnahmenplan von German Zero bieten.
In kleinen Schritten im eigenen Verhalten loslegen
German Zero hat einen 1,5-Grad-Klimaplan für Deutschland entwickelt. Klimaschutz soll im Grundgesetz verankert werden. Ein 1,5-Grad-Gesetzespaket bündelt alle erforderlichen Maßnahmen. Aber nicht nur die Politik ist gefordert. Auch die Bürgerinnen und Bürger können mit eigenen Lebensstilentscheidungen den eigenen CO2-Fußabdruck mit sofortiger Wirkung reduzieren. Wenn wir in kleinen Schritten im eigenen Verhalten loslegen, werden daraus schnelle und unbedingt notwendige Beiträge zum 1,5-Grad-Ziel. Wir können nicht nur unser Verhalten ändern, sondern wir können uns einmischen und dazu beitragen, dass klimaschonenderes Handeln für alle einfacher wird. Zum Beispiel können wir die Entscheidungsträger in der Politik – wie unsere Bundestagsabgeordneten oder unseren Bürgermeister oder unsere Stadträte – direkt ansprechen und ihnen unsere Unterstützung zusichern für eine sehr mutige Klimapolitik, die dem 1,5-Grad-Ziel gerecht wird.
Umstellungen im eigenen Verhalten scheinen manchmal schwer – warum nicht das Ganze in Form eines vierwöchigen Ausprobierens angehen? Folgende Maßnahmen schlägt German Zero allen Bürgerinnen und Bürgern vor. Jede/r kann für sich entscheiden, wie schnell und konsequent er oder sie diese Dinge umsetzen will – aber jede/r Einzelne sollte sich Ziele stecken!
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Maßnahmenpakete – Was jede und jeder Einzelne tun kann
1
Weniger Autofahren, und wenn, dann klimaschonend
Erläuterung
→ Besonders kurze Strecken sollten konsequent zu Fuß oder mit dem Rad erledigt werden; öffentliche Verkehrsmittel sind klimafreundlicher als der individuelle Pkw. Bewegung an der frischen Luft fördert gleichzeitig die Fitness.
→ Wenn an der Autonutzung kein Weg vorbeiführt, dann sollten wann immer möglich Fahrgemeinschaften gebildet werden. Für eine einzelne Person sollte nicht eine Tonne oder mehr Blech bewegt werden!
→ Wer in den großen Städten wohnt, braucht oft gar kein eigenes Auto mehr, sondern kann bei Bedarf auf Carsharing, ein Pedelec oder ein Lastenrad zurückgreifen.
→ Wenn ein eigenes Auto angeschafft werden muss, dann ein kleines, energiesparendes Elektrofahrzeug.
→ Wer Auto fährt, sollte das bitte spritsparend tun, denn schon dadurch lassen sich 25% fürs Klima und für den Geldbeutel einsparen.
2
Möglichst auf dem Boden bleiben, nachhaltiger Urlaub machen
Erläuterung
→ Statt in vier Stunden mit Flughafen, Einchecken, Warten und Fliegen lässt sich in Deutschland fast alles innerhalb von sechs Stunden mit der Bahn erreichen.
→ Flugscham und Bahnstolz wirken – für den Urlaub laden herrliche Landschaften in Deutschland und Europa ein – also am Boden bleiben, Langstreckenflüge ausfallen lassen und Tonnen von CO2 einsparen.
→ Kreuzfahrten und Fernreisen sind echte Klimakiller. Sie dürfen nicht zum Massenphänomen werden, sondern müssen in jedem Lebensentwurf etwas besonderes bleiben – und dann zu 100% kompensiert.
3
Fleisch und Milchprodukte selten – aber dann von bester Qualität
Erläuterung
→ Wie wäre es mit einer „Sonntagsbratenoffensive” oder Lunch-Vegetariertum, um vom Fleisch zur Pflanze zu kommen? Denn pflanzenbasierte Ernährung spart im Landwirtschaftsbereich große Mengen an Klimagasen ein, ist gesünder und schont den Geldbeutel – ganz abgesehen von der Massentierhaltung für Billigstschnitzel.
4
Vermeidung von Lebensmittelverschwendung
Erläuterung
→ Mit der Vermeidung von Lebensmittelabfällen kann ein nennenswerter Anteil der Klimagasemissionen aus der Landwirtschaft reduziert werden. Gleichzeitig spart die Vermeidung von Verschwendung bares Geld.
5
Vermeidung CO2-intensiver Produkte
Erläuterung
Ob elektronische Produkte, Mode, Möbel, Lebensmittel – es liegt bei uns, ob wir diese Dinge gedankenlos konsumieren oder sehr bewusst damit umgehen:
→ Lieber wenige Dinge von exzellenter Qualität und langer Lebensdauer kaufen als massenweise Schrott.
→ Vieles kann man in hervorragender Qualität gebraucht kaufen und gleichzeitig den Geldbeutel schonen.
→ Reparieren statt wegwerfen: „Sauber und ganz gibt altem Kittel neuen Glanz.“
→ Selten benutztes Werkzeug und Haushaltsgeräte kann man sich mit den Nachbarnteilen oder leihen.
→ Absolute Basics: Mehrweg statt Einweg,Verpackungsabfälle vermeiden, Energie sparen, regionale und saisonale Bio-Lebensmittel bevorzugen.
6
Weniger Wohnfläche und smarter heizen
Erläuterung
→ Kleinere Wohnflächen reduzieren den Verbrauch von Energie und Flächenversiegelung.
→ Ein Senken der Heiztemperatur um 1°C spart ca. 6% Heizenergie, CO2-Emissionen und Heizkosten.
→ Gutes Lüften (Stoßlüften statt Dauerkipp) hilft dabei, mit weniger Heizenergie (und Geld–einsatz) zur Wohlfühltemperatur zu gelangen.
→ Schon günstige Maßnahmen (neue Dichtungen in Fenstern, Einblasdämmung in alten Gebäuden) können Wärme sparen.
7
Zu einem klimafreundlichen Stromanbieter wechseln
Erläuterung
→ Mit der Wahl des Stromanbieters kann jede/r sehr einfach und günstig CO2 einsparen und die Energiewende beschleunigen. Dabei darauf achten, dass der Anbieter tatsächlich zu 100 % erneuerbaren Strom vertreibt, sich für die Energiewende einsetzt und sich nicht nur hinter einigen grünen Worten versteckt. Informationen dazu gibt es beispielsweise unter www.ok-power.de und www.gruenerstrom–label.de.
8
Restliche CO2-Emissionen ausgleichen – und sich heute klimapositiv stellen
Es gibt die Möglichkeit, durch einen Klimaausgleich sogar mehr als die verbleibenden persönlichen CO2-Emissionen einzusparen – und zwar anderswo. Dabei spendet man Geld an eine Organisation, die in Klimaschutzprojekte investiert (z.B. Erneuerbare-Energie-Anlagen in Indien). Diese Projekte werden erst durch das Geld aus dem Klimaausgleich vor Ort möglich. Wichtig: Ein Klimaausgleich sollte dem Qualitätssiegel „Gold Standard“ folgen. Das ist z.B. über die bei Stiftung Warentest mit „Sehr gut“ oder „gut“ bewerteten Anbieter Atmosfair, Klima-Kollekte, Primaklima oder myclimate möglich.
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Quelle: German Zero. Der 1,5-Grad-Klimaplan für Deutschland. Gemeinsamer Aufbruch gegen die Klimakrise. 2. Auflage Februar 2020, S. 56 – 60
Graphik: https://www.germanzero.de/erreichen/1-5-grad-massnahmen