Bürger wehren sich gegen die neue Rheinbrücke
Innerhalb von drei Tagen gab es in der Rotunde des Niederkasseler Schulzentrums Nord zwei Veranstaltungen zum gleichen Thema, mit einem gleich hohen Besucheraufkommen, aber mit sehr unterschiedlichen Ansichten.
Susanne Reiß-Kober und Klaus Mehring von der Bürgerinitiative „Langeler Bürger gegen die Brücke durch den Auenwald“ begrüßten zur Informationsveranstaltung am Donnerstagabend gemeinsam mit Gerhard Renner von der Bürgerinitiative „Umweltfreundliche Verkehrsinfrastruktur für den Raum Köln-Bonn-Niederkassel-Troisdorf“ die Bürger in einer übervollen Rotunde.
„Wir haben einen mächtigen Gegner. Wenn wir noch Einfluss nehmen wollen, brauchen wir weitere Mitstreiter“, warb zu Beginn Susanne Reiß-Kober um Unterstützung. Ging es drei Tage zuvor bei der öffentlichen Fraktionssitzung der Niederkasseler CDU noch um die beste Lösung für eine aus ihrer Sicht notwendige Rheinquerung, so sahen die Mitglieder der Bürgerinitiativen, zu denen auch die Mitglieder der Niederkasseler BI „Bürger gegen die Brücke“ gehören, diese Notwendigkeit als bei Weitem nicht gegeben an. Ganz im Gegenteil, so der Tenor von zwei Umweltexperten, werde durch eine rund drei Kilometer lange vierspurige Autobahnbrücke mit anschließender Autobahn für täglich 60.000 Fahrzeugen, die Zerstörung eines FFH-Gebietes, sowie die Beschädigung von Natur-, Landschafts- und Wasserschutzgebieten in Kauf genommen. Besonders das FFH-Gebiet der Rhein-Fischschutzzone zwischen Bad Honnef und Emmerich wäre großen Belastungen ausgesetzt.
Ebenso würden die Anwohner mit erheblichen zusätzlichen Lärm- und Abgasemissionen belastet, die eine gesundheitliche Gefährdung nicht ausschließen. Matthias Kistenich, Diplom Geograph und Umweltplaner machte mittels einer Lärmkartierungskarte deutlich, wie hoch die Lärmbelästigungen für die Bürger werden können. Horst Dähling, Fachingenieur für Gefahrstoffmessung, sah nicht nur die gesundheitlichen Risiken bei den prognostizierte 60.000 Autos, die pro Tag die Autobahn befahren, sondern darüber hinaus auch die hohen Belastungen durch die chemische Industrie links- und rechtsrheinisch, die Binnenschifffahrt und den Luftverkehr durch den Flughafen Köln/Bonn.
Um die Ausmaße eines Brückenbauwerks plastisch vor Augen zu führen, bekamen die Besuchern einen kleinen Animationsfilm vorgeführt. Lobend über den Landesbetrieb Straßenbau äußerte sich der Grüne Ludger Strobel aus Wesseling. „Ich habe noch nie erlebt, das Bürger bei solch einem Projekt so frühzeitig eingebunden wurden“, sagte Strobel. So wurden im Dialogforum Linienideen erarbeitet, und die Teilnehmer konnten dort auch ihr lokales Wissen mit einbringen.
Text und Foto: General Anzeiger, Dieter Hombach