Rede zur Verleihung des Umweltschutzpreises an Pfaffenhütchen e.V. durch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Dankwart Kreikebaum – “Warum machen wir das eigentlich”?

Die folgende Rede wurde von Dankwart Kreikebaum am 24.11.2022 im Fischereimuseum anlässlich der Verleihung des Umweltschutzpreises 2022 an Pfaffenhütchen e.V. durch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gehalten.

Warum machen wir, der Verein Pfaffenhütchen, das eigentlich: Sorge tragen für eine natürliche Gestaltung unserer Umwelt, wie das in unserer Satzung heißt?

Ich kann nur persönlich darauf antworten.

Und ich würde einfach sagen: ich tue das aus dem Gefühl Verbundenheit.

Und ja, klar, ist die Geschichte auf dem ersten Blatt der hebräischen Bibel maßgebend, bekannt als Schöpfungsbericht, der aber eher eine Lehr- und Hoffnungsgeschichte ist. Und vor allem wohl trösten sollte, weil es eine Erzählung ist von der Verbundenheit aller lebenden und nicht lebenden Wesen des Kosmos: Boden und Wasser, Pflanzen und Tiere und Menschen, Sonne und Mond und Sterne – alles miteinander geschaffen, miteinander existierend und so miteinander verbunden.

Der Erzähler dieser Geschichte hat seine Zuhörer, Menschen in der Fremde, in der Verbannung, deprimiert und von Verlassenheitsängsten geplagt und hoffnungslos abgeschnitten von dem, was einmal ihr Lebens- und Glaubensinhalt war, die geglaubte Gegenwart Gottes im Tempel in Jerusalem, also: der Erzähler hatte eine sinnliche Botschaft für sie: schaut auf das Wasser, von dem alles lebt und von dem ihr lebt, schaut auf die Tiere und die Pflanzen, ihre Schönheit und ihren Nutzen – alles ist sehr gut – . seht die Sonne, die euch wärmt und den Mond, der die Nacht erleuchtet – alles atmet den Geist dessen, der Euch umgibt. Ihr seid nicht nur umgeben , ihr seid verwoben mit allem, was euch umgibt, worin ihr lebt und was ihr braucht und woran ihr euch erfreuen könnt– himmel – und erdenweit. Ihr könnt es ja sehen und fühlen und schmecken!

Der Gedanke einer tiefen Verbundenheit mit allen Lebewesen ist in der Theologie- und Kirchengeschichte leider wenig beachtet worden. Immerhin gibt es Beispiele, die den Gedanken würdigen: so im Sonnengesang des Franz von Assisi, in dem von der Geschwisterlichkeit aller Lebewesen die Rede ist , so in dem berühmten Brief des Häuptlings Seattle an den amerikanischen . Präsidenten, darin heißt es: wir sind ein Teil der Erde und sie ist ein Teil von uns..Die Flüsse sind unsere Brüder … Die Luft ist kostbar, denn alle Dinge teilen denselben Atem … und später, im 20.Jahrhundert , in der Theologie des frz. Wissenschaftlers Teilhard de Chardin, von dem der schöne Satz stammt, dass die Erkenntnis Gottes durch die Erde führt.

Ich fühle mich verbunden.

Dies Gefühl der Verbundenheit hat mich immer begleitet, bei unseren zahlreichen Pflanzaktionen – wie schön ist das, wenn man zur Bereicherung, zur Vielfalt unserer Landschaft etwas beitragen kann – später den Aufräumarbeiten – wie schön ist das, wenn man für mehr Schutz unserer Mitlebewesen sorgen kann – und schließlich bei den Bemühungen um eine ökologische Gestaltung unserer Dorflandschaften als kleinen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt.

Die Frage ist nur: bringt solcher Einsatz wirklich etwas, verändert er etwas – oder ist er doch eher eine vergebliche Liebesmüh?

Wir sind ja gerade mit mehreren großen Krisen konfrontiert und psychisch und materiell beschäftigt, Krisen, die so gewaltig erscheinen, dass viele meinen, nichts dagegen machen und schon gar nicht ankämpfen zu können und man sein Lebensglück nur noch im Privaten finden könne.

Heribert Prantl hat kürzlich in der Süddeutschen Zeitung dazu einen m.E. bemerkenswerten Essay geschrieben. Es gebe heute, so schreibt er, eine Pflicht zu hoffen und zuversichtlich zu sein. So, wie Kant es als Pflicht beschrieben hat, Frieden zu stiften, so gebe es auch eine Pflicht, Frieden mit der Natur zu stiften und dafür einzutreten. Der Frieden komme eben nicht von selbst. Man muss ihn stiften, muss ihn suchen und etwas Kreatives tun. Wir dürfen, so schreibt er weiter, uns nicht einengen und schon gar nicht gefangen nehmen lassen dadurch, dass wir uns lähmen lassen durch das ständige Starren auf die möglichen Katastrophen. Wir müssen dagegen hoffen, zuversichtlich sein – und Bilder entwerfen, die unsere Möglichkeiten deutlich machen, die Krisen zu bewältigen. Im Kleinen wie im Großen. Die Gefahren sehen, ja, aber auch die Möglichkeiten, die wir haben – und dann etwas tun.

Und er zitiert Vaclav Havel: Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.

Und er fügt eine praktische Erfahrung und Einsicht an: Hoffnung und Zuversicht entstehen, wachsen und gedeihen, wo man gemeinsam an die Arbeit geht.

Schneebedecktes Pfaffenhütchen

Das habe ich immer gespürt und das hat mich beglückt, wenn wir wieder gemeinsam etwas Sinnvolles und Schönes geschafft hatten.
Wir sind verbunden und wir sind Verbündete. In vielerlei Hinsicht.

Dankwart Kreikebaum ist Initiator der Umweltschutzgruppe, Mitbegründer des Vereins Pfaffenhütchen und war lange Jahre der erste Vorsitzende.
Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt: Finanzamt Siegburg – 220/5955/04 53 – vom 14.02.2006. Kreissparkasse Köln, BLZ 370 502 99, Kto.- Nr.: 400 14 58.
Mehr Infos über Pfaffenhütchen e.V. pfaffenhütchen-ev.de

Bericht über die Preisverleihung

 

 

 

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